Sonntagsblatt – Schaufeln aus Waffen

Rezension: Schaufeln aus Waffen in Mexiko
von Johann A. Bauer
Sonntagsblatt, Printausgabe (07.01.2018), Onlineartikel

Buch „Hoffnungstropfen“. Einst konnten nur Pessimisten überleben. 
Optimisten sahen die Gefahr nicht und wurden gefressen. Heute ist die Welt eine andere.

Essen (Österreich): Ingrid Kiefer von der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES) nennt die gegenwärtige Situation paradox: „Die Menschen haben so viel Angst vor dem Essen wie selten zuvor. Gleichzeitig sind unsere Lebensmittel sicher wie noch nie.“ So schrieb zumindest „Die Presse“ am 24. Juli 2017, wie Anmerkung Nummer 218 angibt. Insgesamt 816 Quellenangaben für solche Beispiele, neben zahlreichen Anmerkungen für die längeren Texte, haben Josef Nussbaumer und Stefan Neuner in ihrem Buch „Hoffnungstropfen“ aufgelistet.
„Dieses Buch handelt nicht von einer heilen Welt, in der alles perfekt und gut ist“, beeilen sich die Innsbrucker Wirtschaftswissenschafter klarzustellen. Es veranschauliche aber, „dass auch kleine Veränderungen Großes bewirken können“. Ein körperbehinderter Inder etwa gründete in Neu-Delhi eine „Umsonst-Apotheke“; er sammelte nicht mehr gebrauchte Medikamente von den Reichen und verschenkte sie an die Armen weiter. Ein Müllmann in Kolumbien baute aus Büchern, die er im Müll fand, mehrere Bibliotheken im Land auf. Oder „fast einem Wunder“ gleiche, wie ein Australier in Afrika wüstenähnliche wieder in Wald- und landwirtschaftliche Gebiete umwandle.
Die „Hoffnungstropfen“ wurden nicht nur beim Thema Umwelt entdeckt. Im Kapitel „Gewalt“ wird etwa zitiert: „Todesstrafe (Russ­land): Veränderung der Zahl der jährlich verübten Morde in Russland seit dem Aussetzen der Todesstrafe 1996: Null.“ Oder: „Hinrichtung (Simbabwe): Die Justizbehörden in Simbabwe suchten zehn Jahre verzweifelt nach einem Henker. Das Land konnte deshalb seit 2005 (bis Jänner 2016) keinen zur Todesstrafe Verurteilten hinrichten.“ Sowie: „Mexiko: Aus Waffen wurden Schaufeln hergestellt, um damit Bäume zu pflanzen. Die Stadt Culiacán rief die Bewohner auf, ihre Waffen abzugeben, um im Gegenzug einen Gutschein für elektronische Haushaltswaren zu erhalten. Insgesamt wurden 1527 Waffen abgegeben, woraus ebenso viele Schaufeln hergestellt wurden. Am Ende wurden diese Schaufeln an Schulen und Institutionen verteilt, um Bäume zu pflanzen.“
Allein 15 Beispiele illustrieren, wie mancherorts Plastiksackerln eingedämmt werden. Unter „Essbares Besteck“ wird notiert: „Um den Berg von Plastikbesteck abzubauen, gründete ein Inder das Unternehmen ‚Bakeys‘, das essbares Besteck produziert. Es besteht aus Hirse, Reis und Weizen.“ Die „Artenvielfalt“ betrifft die Kurznachricht: „Nashörner (Südafrika): Erstmals seit einem Jahrzehnt sei – so die Frankfurter Allgemeine Zeitung – 2015 die Zahl der getöteten Nashörner zumindest nicht weiter angestiegen. Zudem wurden rund 320 Wilderer festgenommen.“ Aus dem „Standard“ wird die „Meinung von Ökologen“ nachgedruckt: „Massentierhaltung ist nicht notwendig, um die Welt zu ernähren: Die Weltbevölkerung könnte auch ernährt werden, ohne Land und Tiere auszubeuten!“