Ö1 Radio – Unser kleines Dorf. Berechnungen über die nächsten Jahre der Menschheit

Radiofeature: Josef Nussbaumer, Andreas Exenberger

Wann: Mittwoch, 1.1.2014, 10:05 – 11.00
Samstag, 12. Februar 2011, 9:05 – 10:00

Medium: Radio Ö1 – Hörbilder

von: Peter Angerer, Redaktion: Elisabeth Stratka

Wegen der sogenannten Datenautobahn ist das ist das globale Dorf zur Metapher für eine allgemein verständliche Welt geworden, aber beides stimmt nicht. Daten fließen nur dorthin, wo sie Profit bringen und die Dorfmetapher funktioniert nur, wenn sie wörtlich genommen wird. Für abstrakte Zahlen reicht unser Vorstellungsvermögen nicht aus, unsere Empathie ist auf das Schicksal Einzelner konditioniert.

In der Bibel ist bei der Zerstörung von Sodom und Gomorrha nicht einmal der Name der einzigen mitfühlenden Person zu erfahren, die nicht wegschauen will und dafür bestraft wird. Als ehemaliger Priesterseminarist konnte der Massenmörder Stalin daher solche Vorgänge in einen zynischen Slogan verpacken: “Ein Toter ist eine Katastrophe, eine Million Tote sind eine Statistik.”

Bereits 1990 hat Donella Meadows, Mitautorin des wegweisenden Reports “Die Grenzen des Wachstums” von 1972, ein Dorf mit 1001 Bewohner/innen entworfen, um auf die Ungerechtigkeiten in dieser Welt aufmerksam zu machen. In den vergangenen 20 Jahren haben sich die Verhältnisse zugespitzt. Inzwischen leben etwa sechs Milliarden Menschen auf der Erde, bis 2050 werden es wohl an die neun Milliarden sein. Die beiden Innsbrucker Ökonomen Andreas Exenberger und Josef Nussbaumer haben für ihr Buch “Unser kleines Dorf” internationale Statistiken (OECD, UNO) für 100 Bewohner heruntergerechnet und in einem diesen Zahlen entsprechend kleinen Dorf angesiedelt. Nach diesen Zahlen und Schätzungen würden 2050 150 Menschen in diesem Dorf leben.

Doch bereits Jahre zuvor würden Verteilungsungerechtigkeit und Versorgungsprobleme das Zusammenleben auf engem Raum mehr als in Frage stellen. Zwei der 100 Bewohner verfügen über die Hälfte des Wohlstands, nur 20 der 100 Bewohner haben Zugang zu medizinischer Versorgung. Jene, die arbeiten und produzieren, können nichts konsumieren. Wie lange kann das gutgehen?

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