Gedanken zur Flucht – Alles neu

Eine neue Gruppe im Deutschcafe. Erst seit ein paar Tagen im neuen Quartier. Transit denke ich, spüre ich. Noch nicht da. Eine flatterhafte Unruhe. Manche zücken Hefte, Stifte, die meisten Analphabeten in der eigenen Sprache, nie in einer Schule gewesen. Wir stellen uns vor. Schön langsam. Heute sprechen wir nur, schreiben kommt später. Einige atmen auf, entspannen sich. Wir fangen mit Körperteilen an. Manche wissen schon was. Wir verbinden es mit Farben. Fast alle haben schwarze Haare. Die Frau mit dem versteinerten Gesicht lächelt plötzlich. Ihre Haarfarbe ist nicht schwarz. Wir gehen die Farbpalette durch. Bei gelb nickt sie. Wir sagen hier blond. Blond, wiederholt sie. Unter dem Tuch kann es niemand sehen, es ist ihr Geheimnis. Meine Haare sind am Ansatz grau, der Rest getönt. Sie verstehen, sie lachen. Der Bann scheint gebrochen. Die Lehrerin ist auch nur ein Mensch. Wir arbeiten uns weiter durch, bis zu den Zehen, die im arabischen Finger vom Fuß heißen.