Ö1 Radio – Verderbliches Gut

Radiofeature: Josef Nussbaumer, Andreas Exenberger

Wann: Mo-Do, 2.-5. April 2011, 9:30 – 10:00

Medium: Radio Ö1 – Hörbilder

Gestaltung: Ilse Gruber

Was die Tortilla den Mexikanern oder die Semmel den Mitteleuropäern bedeutet, ist für die Finanzhändler ihr täglich Brot: Sie feilschen um Tonnen von Mais, Weizen, Zucker, Soja und Reis – eben jenem Rohstoff, der Menschen die Lebensexistenz sichert.

Seit sechs Jahren verlagern Anleger ihre lukrativen Geschäfte in den agrarischen Rohstoffmarkt – genauer in den Handel mit Grundnahrungsmitteln. Längst hat sich die Investition in die “krisensichere” Branche herumgesprochen, Mitarbeiter-, Zusatzpensions- und Selbstständigenvorsorgekassen haben in ihrem Portfolio sehr oft Papiere, die den Handel mit Getreide, Ölsaaten oder Zuckerpflanzen beinhalten. Damit landet die globale Kursspekulation bei jedem Einzelnen.

Virtuelle Handelsabläufe decken sich nicht mehr mit dem tatsächlichen Warenangebot. Was bisher Regeln folgte, ist jedoch seit Anfang der 2000er Jahre null und nichtig. Weil man an die Selbstregulierung der Märkte glaubte, kann nun jeder so viel handeln wie er will. Damit erobern zunehmend die Rohstoff-Indexfonds das Feld der Finanzaktivitäten. Das wiederum lockt agrarferne Teilnehmer in den Markt. Und mit den Investmentbanken und Fondsmanagern kommen immer mehr Private in den “Genuss” der reichen Zinsernte.

Kehrseite der Medaille sind starke Kursschwankungen und immens hohe Börsennotierungen. Sie wirken sich auf das Leben der Ärmsten aus. Wenn diese 80 Prozent des Einkommens für Lebensmittel aufwenden müssen, bedrohen Preissteigerungen ihr Leben. Macht die Finanzindustrie also die Lebensmittel zum “Verderblichen Gut”?

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