Die 1950er Jahre brachten in Tirol vielleicht den historisch schnellsten und eindrücklichsten Wandel in Friedenszeiten, den das Land je gesehen hat. 1950 waren die Spuren des Krieges noch allgegenwärtig und das Leben war geprägt von Knappheiten. 1960 hingegen war Tirol bereits auf die Überholspur Richtung Massenkonsumgesellschaft eingeschwenkt. Das galt noch nicht für alle, aber die Weichen waren gestellt. „WISO History – Wirtschaft im Wandel“ weiterlesen
WISO History – Was für ein Land ist Tirol?
Was die Heimat ausmacht, das ist auch von der Wirtschaft mitbestimmt. Sie verändert die Landschaft, sie prägt Identität und sie schafft oder verschließt Möglichkeiten. Die Tätigkeiten, denen wir nachgehen, oder das Umfeld, in dem wir leben, bestimmen maßgeblich mit, wie wir uns selbst und unsere Umgebung wahrnehmen. Wie Tirol dabei gesehen wird, das hat manchmal mehr mit der Vergangenheit als mit der heutigen Realität zu tun. „WISO History – Was für ein Land ist Tirol?“ weiterlesen
Nachruf Josef Nussbaumer
Unfassbar für uns alle geben wir die traurige Nachricht, dass Josef Nussbaumer plötzlich und unerwartet im Alter von 71 Jahren verstorben ist.
Er wurde 1951 in Neukirchen bei Altmünster geboren, besuchte dort die Volksschule, maturierte 1970 am Bischöflichen Gymnasium Petrinum in Linz und studierte anschließend an der Universität Innsbruck. Josef Nussbaumer war ao. Univ.-Prof. für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Sozial- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Innsbruck. Seine Forschungsschwerpunkte waren: Katastrophen, Hunger und Umwelt.
Seine Forschungsergebnisse wurden in unzähligen Büchern veröffentlicht und tausendfach verkauft. Dazu zählen zB „Gewalt.Macht.Hunger“, „Hoffnungstropfen“ oder „Globo – Eine neue Welt mit 100 Menschen“, um nur ein paar aufzuzählen. Sein erst kürzlich erschienenes Buch „Humanitäre Sternschnuppen“ erscheint im Rückblick nun wie ein Vermächtnis, geht es doch darin um ermutigende Beispiele menschlichen Engagements aus der ganzen Welt.
Josef Nussbaumer war ein bescheidener, einfühlsamer, humorvoller und letztlich unverwüstlich optimistischer Mensch. Im Mai 2022 hat die Caritas der Diözese Innsbruck, ihm das Ehrenzeichen für seinen langjährigen Einsatz für eine gerechtere Welt verliehen. Josef Nussbaumer zählt zu den Gründungsmitgliedern des Vereins teamGlobo. Was mit einer kleinen Spende aus einem Buchverkauf begann, hat mittlerweile tausende Menschen erreicht und über EUR 285.000 an Spendengeldern erlöst.
Sein Ableben hinterlässt bei uns allen eine tiefe Lücke.
teamGlobo
biblio – Sternschnuppen
Der sich seit ein paar Jahren im (Un-)Ruhestand befindliche österreichische Wirtschafts- und Sozialhistoriker Josef Nussbaumer stellt in seinem neuen Sachbuch »Humanitäre Sternschnuppen« 41 bekannte und weniger bekannte Lebensläufe aus Vergangenheit und Gegenwart vor, die große Vorbildwirkung haben.
Neben namhaften Persönlichkeiten wie Hermann Gmeiner, dem Gründer der SOS-Kinderdörfer, der österreichisch-ungarischen Pazifistin und Friedensnobelpreisträgerin Bertha von Suttner oder Pater Maximilian Kolbe, der sich im KZ Auschwitz für einen polnischen Familienvater opferte, stoßen Leser*innen hier vor allem auf nahezu unbekannte, aber nicht minder bewundernswerte Frauen und Männer, die beweisen, dass man auch als Einzelperson im humanitären Bereich nahezu Unmögliches erreichen kann. Ihr Handeln ist von Selbstlosigkeit, Mut, Empathie und Gewaltlosigkeit geprägt und erfolgt meist im Stillen. Da begegnet man z. B. dem Lehrer Luis Soriano, der in Kolumbien vor nunmehr 25 Jahren ein Projekt ins Leben gerufen hat, wo Bücher mit Eseln zu Kindern in abgelegenen Orten gebracht werden oder der australischen Ärztin Catherine Hamlin, die in Äthiopien Bahnbrechendes für die Frauengesundheit geleistet hat. Aus einer faktisch unüberschaubaren Fülle an humanitären Aktivitäten hat der Autor für seine im Studia Verlag erschienene, motivierende Porträtsammlung eine sehr persönliche Auswahl getroffen, die sich ausgezeichnet für Referate eignet und deutlich macht, dass der Einsatz für das Humane heute wichtiger denn je ist. Ein Literaturverzeichnis und zahlreiche Endnoten geben ausführlich Auskunft über die Informationsquellen. Der Autor skizziert recht unterschiedliche Beispiele, um zu zeigen, dass auch in einer von vielen negativen Meldungen beherrschten Welt herausragende Vorbilder immer wieder für kleine und große Wunder sorgen und Hoffnung schenken. Eine wichtige Anregung, um selber wieder kleinste Schritte in diese Richtung zu setzen. Denn jede/r kann die Welt verändern!
Buchtipp: GLOBO – Eine neue Welt mit 100 Menschen
Elisabeth Zehetmayer | biblio
Biblio
WISO History – Lange Jahre Harter Arbeit
Wirft man einen Blick auf die Tiroler Wirtschaft und Gesellschaft der unmittelbaren Nachkriegszeit, dann kommt man an allgegenwärtiger Knappheit nicht vorbei. Das Land blieb für viele Menschen für mehrere Jahre nach dem Kriegsende eine Mangelgesellschaft, ja es war in den ersten Wochen und Monaten faktisch zurückgeworfen auf die reine Selbstversorgung, vor allem bei der Energie und anfangs auch der Ernährung. Es gab teils schlicht keine Möglichkeit, von außerhalb Güter zu bekommen, auch solche des Grundbedarfs, und damit hieß es nahezu überall vor allem, Not zu verwalten. „WISO History – Lange Jahre Harter Arbeit“ weiterlesen
BDKJ – GLOBO
Wie ist Energie auf der Welt verteilt? Wie viele Menschen haben genügend zu essen? Und wie viele Menschen leben in einer Demokratie? All diese Fragen und noch viele viele mehr, werden in dem Buch beantwortet. Die 100 „statistischen Menschen“, die in dem Ort „Globo“ wohnen, werden am Ende des Buches anhand von Steckbriefen vorgestellt, so dass das Buch eine gute Mischung aus vielen Statistiken und einer sehr anschaulichen Geschichte ist. Das Buch ist in Kapiteln nach den 17 SDGs aufgeteilt. Es bietet neben teilweise „erschreckenden“ Zahlen viele Ansätze, die Verhältnisse zu verbessern, und macht dadurch Hoffnung auf eine gerechtere Welt.
Buchtipp: GLOBO – Eine neue Welt mit 100 Menschen
Bund der Deutschen katholischen Jugend Diözesanverband Bamberg, Newsletter, 03/2022
Kirchenzeitung – Aus Tiroler Tälern in die weite Welt
Josef Nussbaumer, emeritierter Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte in Innsbruck, hat ein Thema der Zeitgeschichte Tirols aufgegriffen, das rascher als man annimmt in Vergessenheit zu geraten droht: den Missionseinsatz von Frauen und Männern aus dem Bundesland Tirol. Über 300 – bis auf wenige Ausnahmen alle Ordensfrauen und Ordensmänner – sind von 1945 bis heute als Missionar/innen in alle Kontinente gegangen. Bedingt durch den Rückgang in geistlichen Berufen sind heute keine oder nur mehr wenige, zumeist hoch betagte Tiroler/innen im Einsatz. Das Engagement der einzelnen Missionar/innen festzuhalten, ist ein Gebot der Stunde. (So wie es 2016 für Oberösterreich geschehen ist.) Respekt dem Autor, der sich der Mühe unterzogen hat, viele kleine Mosaiksteine aus Heimat und Einsatzländern zusammenzutragen. In 17 kurzen Kapiteln erzählt Nussbaumer Missionsgeschichte und Missionsgeschichten. Etwa von der Familie Raich aus Jerzens im vorderen Pitztal. Von sieben Geschwistern traten fünf in einen Missionsorden ein, einer wurde sogar Bischof. Statistische Überblicke und eine Liste mit den biografischen Eckdaten der einzelnen Missionar/innen schließen sich an die erzählenden Kapitel an. Das kleine Buch ist eine Pionierleistung, schade ist nur, dass Nussbaumer die Darstellung der Kapuzinermission in China im Jahr 2000 beendet und die abenteuerliche Auffindung der sterblichen Überreste von zwei österreichische Kapuziner-Märtyern unerwähnt lässt.
Aus Tiroler Tälern in die weite Welt
Josef Wallner
Kirchenzeitung Diözese Linz, 03.02.2022, Seite 27
Sonntagsblatt – Von Tirol in die Welt
Mehr als 320 Missionarinnen und Missionare sind von 1945 bis heute von Tirol aus in die Welt gezogen. Unter oft prekären und gefährlichen Bedingungen haben sie viel für die Verbesserung der Lebensumstände der Menschen geleistet. Nachzulesen ist das in einem neuen Buch von Josef Nussbaumer, der dafür zahlreiche Archive durchforstet hat.
Dass das 180 Seiten umfassende Buch mit einem MissionarInnen-Quiz endet, sagt schon alles darüber was auf den Seiten zuvor zu finden ist. Vollgepackt mit Informationen und Zahlen ist das Buch ein Panoptikum von bekannten und beinah vergessenen Missionarinnen und Missionaren aus Tirol (Diözese Innsbruck und Anteil der Erzdiözese Salzburg). „Mir ist es darum gegangen, dass die Tätigkeit der Missionarinnen und Missionare nicht vergessen wird“, sagt Josef Nussbaumer. „Diese Menschen haben einen wertvollen Beitrag für das soziale Leben geleistet und nicht nur den Glauben verkündigt.“ Deutlich wird das anhand der von ihm zusammengetragenen Daten über die Missionare. „Sonntagsblatt – Von Tirol in die Welt“ weiterlesen
DIBK – Von Tirol aus den Glauben in die Welt getragen
Viele TirolerInnen sind als MissionarInnen in die Ferne gegangen. Alleine seit 1945 waren es 320, wie im Buch von Josef Nussbaumer, “Aufbruch in andere Welten – Ein Tiroler Missions-Büchlein (1945-2021)“, zu lesen ist. Viele dieser TirolerInnen leisteten Herausragendes und wurden und werden über ihre Tätigkeitsgebiete hinaus bekannt und geschätzt. Knapp 40 Orden und andere Gemeinschaften waren in dieser Zeit missionarisch tätig, TirolerInnen fanden so ihren Weg in 60 verschiedene Länder. „Diese Menschen haben einen wertvollen Beitrag für das soziale Leben geleistet und nicht nur den Glauben verkündigt“, betont Nussbaumer.
Von Tirol aus den Glauben in die Welt getragen
dibkNews – Kalenderwoche 4/2022
Tiroler Sonntag – Von Tirol in die Welt
Mehr als 320 Missionarinnen und Missionare sind von 1945 bis heute von Tirol aus in die Welt gezogen. Unter oft prekären und gefährlichen Bedingungen haben sie viel für die Verbesserung der Lebensumstände der Menschen geleistet. Nachzulesen ist das in einem neuen Buch von Josef Nussbaumer, der dafür zahlreiche Archive durchforstet hat.
Dass das 180 Seiten umfassende Buch mit einem „MissionarInnenQuiz“ endet, sagt schon alles darüber, was auf den Seiten zuvor zu finden ist. Vollgepackt mit Informationen und Zahlen, ist das Buch ein Panoptikum von bekannten und beinah vergessenen Missionar/innen aus Tirol. „Mir ist es darum gegangen, dass die Tätigkeit der Missionarinnen und Missionare nicht vergessen wird“, sagt Josef Nussbaumer. „Diese Menschen haben einen wertvollen Beitrag für das soziale Leben geleistet und nicht nur den Glauben verkündigt“. Deutlich wird das anhand der von ihm zusammengetragenen Daten über die Missionare. „Tiroler Sonntag – Von Tirol in die Welt“ weiterlesen
Wissenswert – Die Welt im Kleinen
Im Dorf „Globo“ leben exakt 100 Menschen. Sie verkörpern die Weltbevölkerung und dienen als Ausgangspunkt für persönliche Geschichten, die zum Nachdenken anregen.
Es ist eine einzigartige Idee, die es in dieser Form kein zweites Mal auf dieser Welt gibt. Andreas Exenberger, Stefan Neuner und Josef Nussbaumer brechen komplexes Zahlenmaterial herunter und stellen die Welt dar, als ob sie nur aus hundert Einwohner*innen besteht. Vor knapp zehn Jahren veröffentlichten sie zu diesem Anlass das Buch „Unser kleines Dorf“. Um auf dem aktuellen Stand zu bleiben und den weltweiten Veränderungen gerecht zu werden, entschieden sich die Autoren für eine Neuauflage. Als Basis diente das Jahr 2015, in dem die Vereinten Nationen nach mehrjährigen Vorbereitungen in ihrer Generalversammlung die „Nachhaltigen Entwicklungsziele“ verabschiedeten. Jedes Kapitel des Buches wurde einem der siebzehn nachhaltigen Ziele gewidmet. Durch informative Beschreibungen und Grafiken werden unterschiedliche Perspektiven auf die verschiedenen Lebensrealitäten eröffnet. „Unser Ziel war es nicht nur die Zahlen zu aktualisieren, sondern eine neue Struktur zu schaffen und unser Anliegen greifbarer zu machen. Den Menschen im Dorf haben wir zumindest ein statistisches Gesicht gegeben, indem wir sie als Personen in das Geschehen einbinden“, erklärt Wirtschafts- und Sozialhistoriker Exenberger. „Wissenswert – Die Welt im Kleinen“ weiterlesen
TT – Weltenbürger aus Tirol auf Hilfsmission
Wer denkt bei Missionaren schon an Atomphysiker, Brückenbauer oder gar Satelliten? Geschichten über unermüdliche, unbeirrbare und mutige Tiroler Nonnen und Pater.
Innsbruck – Josef Nussbaumer beschäftigt sich seit vielen Jahren mit sozialen Ungerechtigkeiten – im eigenen Land und weltweit. Der emeritierte Professor für Wirtschafts und Sozialgeschichte an der Uni Innsbruck ist Obmann des karitativen Forschungsvereins „teamGlobo“ und hat mit „Hoffnungstropfen Tirol“ – gemeinsam mit Stefan Neuner – ein Buch über Nächstenliebe geschrieben. Darin geht es um ehrenamtliche Aktivitäten in Tirol. Bei seinem neuesten Projekt hat er sich der „Fernstenliebe“ gewidmet, wie er meint: Menschen, die sich für andere einsetzen, die sie nicht kennen – „für das Überleben unseres Globus ist das von großer Bedeutung“. „TT – Weltenbürger aus Tirol auf Hilfsmission“ weiterlesen
Wiener Zeitung – Ein Dorf namens Globo
Die Idee dazu, die Welt auf ein 100-köpfiges Dorf zu reduzieren, reicht bis ins vorige Jahrtausend zurück. Ein Hauptmotiv war die Erfahrung, dass Studierende in den Vorlesungen oft Probleme beim Einorden großer Zahlen hatten und so die Dimensionen verloren gingen. Dieses Problem beschränkt sich nicht auf die Universität: Auch in den Abendnachrichten gelingt es nicht immer, große Zahlen in die richtige Relation zu setzen.
So begann ich in den 1990ern, Zahlenmaterial aus aller Welt zu sammeln und auf ein fiktives Dorf mit 100 Personen herunterzubrechen. Im Laufe der Jahre konnten der Wirtschafts- und Sozialhistoriker Andreas Exenberger sowie der Betriebs- und Volkswirt Stefan Neuner für das Projekt gewonnen werden. Daraus entstand das Buch “Unser kleines Dorf” (IMT Verlag 2009). Die Erstauflage betrug 500 Stück, im Laufe der Jahre wurden dann aber an die 7.000 verkauft. Allerdings wurde auch der Ruf nach einer Überarbeitung immer lauter, denn die verwendeten Ausgangszahlen stammten aus dem Jahr 2000 und veralteten somit immer mehr.
Deshalb entschlossen wir uns zu einer Neuauflage mit Daten von 2015. Da dies auch jenes Jahr war, in dem die UNO nach mehrjährigen Vorbereitungen in ihrer Generalversammlung die “Nachhaltigen Entwicklungsziele” (Sustainable Development Goals – SDGs) verabschiedete, bot es sich an, diese 17 ambitionierten Ziele, die bis zum Jahr 2030 erreicht werden sollten, auch zur Leitlinie des neuen Buches zu erheben. Zwei Aspekte standen somit im Vordergrund: Übersichtlichkeit über komplexe, soziale Weltrealitäten und ein UN-Programm, das helfen sollte, die ökologischen und sozialen globalen Probleme zu lindern. „Wiener Zeitung – Ein Dorf namens Globo“ weiterlesen
FAZ – Die Welt – ein Dorf
In Gesprächen über den Zusatz der Welt wird es schnell abstrakt. Wohlstand, Gesundheit und Energieversorgung von siebeneinhalb Milliarden Menschen zu beschreiben ist komplex. Die drei österreichischen Ökonomen Andreas Exenberger, Stefan Neuner und Josef Nussbaumer haben deshalb vor zwölf Jahren ein Buch unter dem Titel „Unser kleines Dorf“ geschrieben. Darin taten sie so, als lebten in einem globalen Dorf genau 100 Menschen – sie verteilten sich ungleich auf die Welter Amerika, Afrika, Asien, Europa und Australien. Dadurch wurden Vergleiche des Lebensstandards plastischer.
In der Zwischenzeit haben sich die Vereinten Nationen im Jahr 2015 ihre 17 Ziele der nachhaltigen Entwicklung (UN Sustainable Development Goals) gegeben, und die Autoren hielten es für eine gute Idee, dem Dorf Globo einen weiteren Besuch abzustatten. Auch für die Leser ist das ein Gewinn. Da die Bevölkerung inzwischen deutlich zugenommen hat stand ein Globo-Bewohner statt für 60,8 nun für 73,5 Millionen Menschen. 13 Menschen lebten in beiden Teilen des amerikanischen Kontinents, 10 in Europa, 16 in Afrika und 61 in Asien. Der Großteil arbeitet in der Landwirtschaft oder anderweitig zu Hause. In 100 Jahren hart der Wohlstand stark zugenommen dennoch besaß nur die älfte der Bewohner eine Zahnbürste. Emissionen, Müll und Abwässer wurden zu einem wachsenden Problem. Deshalb vereinbarten 10 der 100 Bewohner, für die sich die drei Autoren jeweils prototypische Lebensläufe ausgedacht haben, 17 Ziele von denen die ersten (nicht in Armut leben, genug zu essen haben, ein gesundes Leben führen und gute Bildungschancen haben) die dringlichsten sind.
Jedem Ziel ist ein Kapitel gewidmet, in dem die Autoren den Zustand beschreiben und in die Zukunft blicken. Der Lebensstandard in den ärmeren Ländern nimmt zwar zu, die Unterschiede aber sind gravierend. 9 Menschen in Afrika, 1 Mensch in Lateinamerika und 16 in Asien sind als sehr arm zu bezeichnen. Durch den Aufstieg Chinas ist der Anteil sehr armer Menschen in Asien stark gefallen. Im kommenden Jahrzehnt dürften sie vor allem in Afrika leben. Als Mangel beschreiben die Autoren, dass es im Dorf zu wenig Industrie gebe. Gleichzeitig zählen die Kapitel zur Wegwerfgesellschaft und zur Erderwärmung zu den eindringlichsten des Buhes. „Globo – Eine neue Welt mit 100 Menschen“ ist der gelungene Versuch, die Komplexität der globalen Herausforderungen in einen Maßstab zu bringen. Es gibt Grund für Optimismus, aber es wird deutlich, wie schwer es wird Kano und Ukene aus Afrika und Bagno aus Asien gleichwertige Lebensverhältnisse zu ermöglichen während Austin aus Amerika und Roanne aus Europa mit ihrem Konsum die Erde überbeanspruchen.
Philipp Krohn
Die Welt – ein Dorf: Drei Ökonomen über nachhaltige Entwicklungsziele
Frankfurter Allgemeine Zeitung, Print Ausgabe, 17.05.2021
Sonntagsblatt – Globo
Ebenfalls eine junge Leserschaft anzusprechen versucht dieses kreative Werk des „Karitativen Forschungsvereins für nachhaltige Entwicklung Globo“. Es basiert auf einem Gedankenexperiment, mit dessen Hilfe es gelingen soll, die globalen Herausforderungen der Nachhaltigkeit auf eine überschaubare gesellschaftliche Realität herunterzubrechen. Ein weiteres Mal spielen die siebzehn Entwicklungsziele der Vereinten Nationen eine zentrale Rolle bei der vorliegenden Konkretisierung und Problemlösung.
Der philosophisch inspirierte Ausgangspunkt: „Was wäre, wenn die Welt ein Dorf mit nur 100 Menschen wäre?“ Das Autorenteam Globo ist in diesem „mikrosozialen“ Ansicht dry bemüht, Aspekte unter anderem aus dem Umweltschutz, der wirtschaftlichen Entwicklung und der Thematik der sozialen Gerechtigkeit unmittelbar zusammenzuführen. Die fiktiven, aber zugleich sehr authentisch dargestellten Bewohner_innen dieses „global village“ werden auf ihre individuellen Motivationen und Handlungsweisen hin betrachtet, womit ansonsten recht komplexe Zusammenhänge verständlicher gemacht werden sollen. In unterschiedlichen Momenten wird (in)direkt an die Leser_innen appelliert, persönliche Lebensweisen und -welten darin wiederzukennen, zu reflektieren und gegebenenfalls auch zu verändern. Erwähnenswert ist schließlich, dass der Erlös aus diesem Buch ausschließlich lokalen und globalen Sozialprojekte des Vereins zugutekommt.
von Johann Kiem
Sonntagsblatt – Kirchenzeitung der Diözese Bozen-Brixen
91. Jahrgang, Nr. 23, Seite 25
Esse sich glücklich, wer will! Und rette sich, wer kann!
Was soll man von unserer Welt halten? Die einen rätseln darüber, wie sie sich glücklich essen können, andere wissen oft gar nicht, ob sie überhaupt eine ordentliche Mahlzeit bekommen. Da gibt es ja diesen Werbeslogan: “Mood Food: Essen Sie sich glücklich!” Soll heißen: Lieber Papaya als Burger. Und was die Hungernden betrifft: Da gab es in der Kindheit doch diesen seltsamen Befehl: “Alles aufessen. In Afrika verhungern die Kinder.” Da fühlte man sich hilflos. Wie sollte man das Beuscherl, dem man als Kind misstrauisch gegenübersaß, nach Afrika bringen? Ein Loch durch die Erde graben, Beuschel reinwerfen und hoffen, dass das Essen „dort unten“ in Afrika wieder rauskommt? Der Soziologe und Wirtschaftswissenschafter Josef Nussbumer hatte mit seinem Verein Globo eine beeindruckende Idee, diese weltweite Ungerechtigkeit bei der Ernährung sichtbar und sogar erlebbar zu machen. Er rechnete die Weltbevölkerung von 7,5 Milliarden Menschen auf ein globales Dorf mit 100 Bewohnern herunter. In diesem Dorf namens „Erde“ besitzt ein Bewohner 48 Prozent des Dorfvermögens, 19 weitere 46 Prozent, während den verbleibenden 80 Bewohnern sechs Prozent genügen müssen. „Esse sich glücklich, wer will! Und rette sich, wer kann!“ weiterlesen
Südwind Magazin – Globo
Das neue Buch von Andreas Exenberger, Stefan Neuner und Josef Nussbaumer wagt ein interessantes Gedankenexperiment: Was wäre, wenn die gesamte Weltbevölkerung ein Dorf mit einhundert Menschen wäre?
In kleinen Geschichten, Beispielen und Erläuterungen bringt das Buch „Globo“ den Lesenden hundert Charaktere näher, von denen jede und jeder für eine Einheit von 73,5 Millionen Menschen steht.Penibel genau berechnet geben die drei Autoren Andreas Exenberger, Stefan Neuner und Josef Nussbaumer wieder, wie viele dieser angenommenen Menschen welche Sprache sprechen, wie viele Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, wer einen höheren Bildungsabschluss hat, wer ein akzeptables Maß an Ressourcen verbraucht und wer den sprichwörtlichen Gürtel enger schnallen sollte.
Hinter fast jeder Aussage im Buch steckt eine Analyse von Daten aus Umfragen, Studien und Volkszählungen. Jedes Kapitel behandelt eines der SDGs, der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, und zeigt oftmals durch ernüchternde Fakten auf, wie weit entfernt wir noch davon sind, diese Ziele zu erreichen. Globale Probleme wie Armut, Mangel und Ausbeutung, die abstrakt erscheinen mögen, nehmen durch die Globo-BewohnerInnen Gestalt an. Das macht es schwieriger, wegzusehen.
Etwas Mut gibt jedoch der Vergleich mit einer nicht allzu weit entfernten Vergangenheit, dem Zeitpunkt des Beschlusses der Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen (MDGs) im Jahr 2000. Er zeigt, wie sich die Welt in einigen Belangen kontinuierlich zum Besseren verändert hat, etwa was den Zugang zu Bildung, zu sauberem Trinkwasser oder zum Internet angeht. Doch mit steigendem Wohlstand, Industrialisierung und Globalisierung wird eine Krise immer schlimmer. Sie richtet weltweit Schäden an und muss auf globaler Ebene gelöst werden: die Klimakrise.
Dank farbigen Grafiken und Bildern der vereinfacht dargestellten Welt, die etwas an das Computerspiel Minecraft erinnern, sowie seiner lockeren, aber pointierten Erzählweise ist „Globo“ ebenso lehrreich wie kurzweilig zu lesen. Das Buch ist eine Empfehlung für alle, die mehr über die Nachhaltigkeitsziele und den derzeitigen Zustand unserer Zivilisation erfahren möchten und auch für alle, die sich für interessante Zahlenspiele begeistern können.
Die Redaktion empfiehlt: Globo: Eine neue Welt mit 100 Menschen
Von Merlin Mittermeier
Südwind Magazin, März/April 2021
ISOCELLER – Globo Leseprobe
Globo ist ein kleines Dorf mit 100 Menschen. Diese Menschen leben etwas verstreut in fünf Weilern: 5 Menschen leben in „Nordamerika“, 8 in „Lateinamerika“, 10 in „Europa“, 16 in „Afrika“ und 61 in „Asien“. Sie wohnen in dieser kleinen Gemeinschaft zwar recht nah beieinander und sie haben auch sehr viel miteinander zu tun, es gibt aber auch einiges, das sie trennt, und sie treffen sich nur selten in großer Runde. Dass sie sich so selten treffen, mag auch daran liegen, dass sich zwischen diesen Weilern viel Wasser befindet und man daher ein Boot braucht, wenn man von einem Ort zum anderen kommen möchte. Das kostet etwas Mühe, auch wenn eine Überfahrt nirgends in Globo länger als ein paar Minuten dauert und die meisten Distanzen letztlich schwimmbar wären. Die beiden Weiler Nordamerika und Lateinamerika sind aber von den anderen sogar ganz durch das Wasser getrennt und auch der Weiler Afrika ist mit Europa und Asien nur durch ein schmales Landstück verbunden. Wasser dominiert also das Bild des Dorfes aus der Vogelperspektive. Die Menschen sehen in diesem kleinen Meer und seinen Inseln daher sogar so etwas wie einen eigenen Weiler und nennen ihn „Ozeanien“. „ISOCELLER – Globo Leseprobe“ weiterlesen
ISOCELLER – Die Vergangen 50 Jahre waren nicht normal
Josef Nussbaumer war Universitätsprofessor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Innsbruck. Sein Lieblingsfach: globale Ungerechtigkeit, die er auch in seinem Verein teamGlobo sowie in seinen Büchern aufzeigt. Im Gespräch mit dem ISOCELLER erzählt er, was an der Coronakrise positiv ist und wie ein Australier in Afrika gezeigt hat, dass jeder Einzelne die Welt ein bisschen verändern kann.
Zuerst die Klimakrise, nun die Coronakrise samt Wirtschaftskrise. Sie sind Experte für Wirtschaftsgeschichte seit 1850. Im Rückblick auf die Vergangenheit: Blicken Sie positiv in die Zukunft?
JOSEF NUSSBAUMER: Wenn ich da eine gute Antwort hätte, würde ich sehr viel Geld verdienen. (lacht) Es ist sicher so, dass die ökonomische Situation in den nächsten Monaten schwerer wird, das ist keine Frage, weil die Folgen von Corona noch nicht prognostizierbar sind. Es hängt auch davon ab, wie lange diese Krise uns noch tangiert. Wenn wir längere Zeit keinen Impfstoff haben, wird es sicher ein Riesenproblem. Aber es gibt einen positiven Aspekt: Das Virus selbst ist eigentlich relativ harmlos im Vergleich zu Ebola zum Beispiel, wo die Letalität wesentlich höher ist. Was aus der Geschichte heraus dennoch vergleichbar ist, ist die Spanische Grippe am Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Sozialpolitik hat in dieser Zeit völlig versagt, die ökonomischen Folgewirkungen davon waren insofern interessant, als dass in der Folge Parteien wie die NSDAP profitierten. Vielleicht steht uns bald, da in Österreich die FPÖ derzeit prozentuell am Boden ist, eine Renaissance dieser Partei bevor. Das grundsätzliche Problem der Coronakrise ist, dass sie uns in einer Zeit des hohen Konsumniveaus erwischt hat.Darauf waren wir nicht vorbereitet. Wir waren darauf programmiert, dass es so weitergeht wie bisher. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass die vergangenen fünfzig Jahre in Österreich die besten waren, die wir jemals in unseren Breitengraden hatten. Wir alle, die hier aufgewachsen sind, haben das als normal empfunden, es war aber eigentlich völlig abnormal. In der Zwischenkriegszeit war die Krise omnipräsent und ein Urlaub sehr ungewöhnlich. „ISOCELLER – Die Vergangen 50 Jahre waren nicht normal“ weiterlesen
ÖGZ – Globo
Die großen Probleme der Welt im Kleinen erkennen: Drei Sozialwissenschafter haben ein Gedankenexperiment durchgeführt, um globale Herausforderungen greifbarer und Lösungsmöglichkeiten erkennbarer zu machen. Andreas Exenberger von der Universität Innsbruck, der pensionierte Universitätsdozent Josef Nussbaumer und Volkswirt Stefan Neuner zeichnen die Welt als kleines Dorf, in dem auf fünf Weiler aufgeteilt hundert Menschen leben.
Die Struktur liefern die SDGs mit Entwicklungszielen wie Armutsbekämpfung, Bildungschancen, Gesundheit für alle und ein friedliches Miteinander. Durch 100 biografische Profile – von der 23-jährigen Cheng aus China über Udupi, 32, aus Indien bis zu Akron, 16, aus Nordamerika, die immer wieder in die Kapitel hineinspielen, werden Zusammenhänge verständlich. Man erkennt, was uns verbindet – und auch, was uns trennt. So wird immer wieder deutlich, wie hoch unser mitteleuropäischer Lebensstandard ist. Eine Einladung zum Weiterdenken und damit anzufangen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Erste Gelegenheit dazu ist, das Buch zu kaufen: Der Reinerlös kommt karitativen Zwecken zugute.
Magazin des Österreichischen Städtebundes
ÖGZ 2/2021 Seite 82