TAZ – Hoffnungstropfen in Tirol

Beitrag: Hoffnungstropfen in Tirol
Arbeiterkammerzeitung, Oktober 2019

Mit dem Buch „Hoffnungstropfen Tirol“ veröffentlichen die beiden Autoren Stefan Neuner und Josef Nussbaumer ein neues Buch, in dem das Positive in unserem Land im Vordergrund steht. Im Gespräch erläutert Josef Nussbaumer, wie es zur Entstehung des Buches kam.

TAZ: Herr Professor Nussbaumer, Sie sind Professor im Ruhestand für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Innsbruck, ihr Co-Autor Stefan Neuner ist promovierter Volkswirt, Sozial und Wirtschaftshistoriker, wie kam es zur Idee für dieses Buch?

Nussbaumer: Dieses Buch handelt nicht von einem Tirol, in dem alles perfekt und gut ist. Nein keineswegs! Es handelt vielmehr davon, dass in Tirol eine Fülle von erfreulichen, positiven Aktivitäten zu finden ist und sich Tiroler und Tirolerinnen schon seit Jahrzehnten für hilfsbedürftige Menschen einsetzen. In „Hoffnungstropfen Tirol“ haben wir versucht, positive soziale Initiativen in Tirol seit 1945 in Chronikform darzustellen. IN dem Band finden such kurze Kapitel zu diversen Initiativen in Tirol, daneben ist auch eine ganz Fülle von sozialen Engagements in ganz kurzen Hinweisen – eben in Tropfenform – aufgelistet.

TAZ: Diese Zusammenstellung entspricht aber so gar nicht unserem Zeitgeist?

Nussbaumer: In Zeiten wie diesen, wo viele Populisten uns tagtäglich einreden wollen, wie schlecht es in unserer Gesellschaft doch zugehe, scheint es wichtiger denn je, auch die vielen positiven Aktivitäten, die in diesem Land immer wieder gesetzt werden, nicht völlig zu vergessen.

TAZ: Können Sie uns ein paar Beispiele für dieses positive Wir- ken in Tirol geben?

Nussbaumer: Viele der im Buch geschilderten Beispiele begannen ganz klein. Oft waren es nur einzelne oder ganz wenige Personen, die einen positiven Anstoß für etwas Großes gaben. So etwa die Gründung des SOS-Kinderdorfs, das mittlerweile weltweit bekannt ist. Weniger bekannt ist, dass Hermann Gmeiner, dessen Geburtstag sich heuer zum hundertsten Mal jährte, mit einem Spendenaufruf von monatlich 0,073 Euro und einem Privatvermögen von 44 Euro damals sein Unterfangen startete. So klein begann im Jahre 1949 in Tirol ein heute international bekanntes und erfolgreiches Sozialprojekt. Weniger bekannt dürfte etwa auch sein, dass die Sternsinger, die Dreikönigsaktion der katholischen Jungschar, Mitte der 1950er Jahre nicht unwesentlich von Tiroler Jungscharvertreter*innen mitbegründet wurde. Mittlerweile ist die Aktion in Österreich die größte jährlich statt- findende Hilfsaktion. Auch sie begann sehr klein. 1955 wurden z.B. in der Diözese Innsbruck ganze 239 Euro gesammelt und „ersungen“, 2019 waren es dagegen bereits knapp 1,6 Millionen Euro!

TAZ: Sind diese Hoffnungstropfen nicht nur Tropfen auf den berühmten heißen Stein?

Nussbaumer: Wir alle sind aufgerufen mitzuhelfen, denn aus vielen Tropfen wird ein Bach und mehrere Bäche ergeben einen breiten Strom. Viele solche – doch erfreuliche – Beispiele sind in dem Buch kurz beschrieben oder aufgelistet. Wir Autoren verstehen unsere Zusammenfassung auch als Motivation für die Leserinnen und Leser, sich vielleicht auch selber an der einen oder anderen sozialen Aktion zu beteiligen. Der Erlös des Buches, das im Herbst 2019 erscheint, geht zudem, ganz dem Inhalt entsprechend, zu 100 Prozent an globale soziale Projekte, die vom kleinen teamGlobo gefördert werden.